Am Reformationstag erinnern wir an die Veröffentlichung der 95 Thesen am 31. Oktober 1517, mit denen sich Martin Luther gegen den Missbrauch des Ablasses in der damaligen katholischen Kirche wandte und damit eine radikale Neuausrichtung der Kirche in die Wege leitete. Seine Verdienste und seine überragenden Leistungen bei der Übersetzung der Bibel und deren Auslegung, sein Engagement für das Priestertum aller Glaubenden, für die Predigt und den Gottesdienst in deutscher Sprache sowie für einen Glauben ohne Angst, sind unbestritten.
Aber es gab auch den Martin Luther, der sich den u.a. durch die Reformation ermutigten aufständischen Bauern entgegenstellt und die Gewaltanwendung der Obrigkeit gegenüber den Aufständischen legitimiert.
Und auch sein Verhältnis zum Judentum wirft Fragen auf: Zunächst nimmt Luther den Juden gegenüber eine eher tolerante, dialogbereite Haltung ein. In seiner Schrift von 1523, "Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei", kritisiert er scharf das bisherige Verhalten der Christen. Luther fordert, die Juden wie Menschen und nicht wie Hunde zu behandeln und keine Lügen über sie zu verbreiten. Nur wenige Jahre später kehrt sich diese augenscheinliche Toleranz um. Offensichtlich hängt dies auch mit der Enttäuschung zusammen, dass die Kirchenreform und der evangelische Glaube, die Befreiung von Rom, nur geringe Anziehungskraft auf die Juden ausübte. Zu groß war seine Hoffnung, dass sich die Juden nun dem Christentum zuwenden und sich taufen lassen würden. Auch wenn sich die Tonlage änderte, Luthers Grundhaltung gegenüber den Juden blieb Zeit seines Lebens dieselbe: Er hielt den jüdischen Glauben für verblendet und die Juden – nach dem Teufel – für die größten Feinde des Christentums. In seiner antijüdischen Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ ruft der Reformator sogar ausdrücklich dazu auf, Synagogen und Häuser der Juden zu zerstören, ihre Gebet- und Talmudbücher zu verbrennen, die Juden zu entrechten und als letzte Möglichkeit, sie zu vertreiben.
Luthers Tiraden gegen die Juden und das Judentum sind oftmals instrumentalisiert worden, nicht zuletzt durch die Nationalsozialisten. Seine Äußerungen aber als Indiz dafür zu nehmen. ihn in eine Komplizenschaft mit dem millionenfachen Mord an den Juden im Dritten Reich zu verketten, lehnt der Kirchenhistoriker Thoma Kaufmann in seinem Buch „Luthers Juden“ (Reclam Stuttgart, 3. Aufl., 2017) ab: “Das eigentlich Tragische (…) ist, dass es eben Luthers eigene Texte, seine widerlichen Hasstiraden gegen die Juden waren, die dies möglich machten. Ein einfaches „Opfer“ ist Luther genauso wenig, wie er auf die Anklagebank des Nürnberger Prozesses gehört.“
Die Ausstellung ist bis zum, 7. November von 15 bis 20 Uhr im Gemeindehaus in Hanstedt (Harburger Str. 2) geöffnet, der Eintritt ist frei.