Stimmungsvoller St. Martin-Laternenumzug in Drennhausen

18. November 2022

„Warum tragen wir eigentlich Laternen am Martinstag? Wären Mantelstückchen nicht viel sinnvoller?“, fragt Pastor Georg Stahlmann zu Beginn der abendlichen Andacht am Martinstag (11. November) in der gut gefüllten Marienkirche Drennhausen, und gibt die Antwort gleich selbst: „Ich glaube, das kommt daher, weil mit einer guten Tat diese Welt ein klein bisschen weniger dunkel ist. So wie Sankt Martin das gemacht hat.“

Sofort übersetzt Yuliia Sierhieieva, Koordinatorin für die Arbeit mit ukrainischen Schutzsuchenden im Kirchenkreis Winsen, den Satz ins Ukrainische. Denn heute sind nicht nur viele Eltern der Kindergartenkinder dabei, sondern auch ein knappes Dutzend ukrainische Mütter mit ihren Kindern.

Vorher haben sie mit Ivonne Rieckmannn, ihrer Tochter Tessa und Joke Stahlmann fachkundig eigene Laternen gebastelt und die Martinsgeschichte auf Deutsch und Ukrainisch erzählt bekommen. Jetzt sitzen sie alle in der mit Laternen und Kerzen erleuchteten Kirche, die Küsterin Uta Bogenschneider liebevoll dekoriert hat.

 

Es folgt der Auftritt der Maxi-Kinder des evangelischen Kindergartens „Arche Noah“ in Drennhausen. Zusammen mit ihren Betreuerinnen haben sie die Martinsgeschichte als kleines Singspiel einstudiert. Fachkundig wird dabei der Mantel mit dem Holzschwert in zwei Hälften geteilt.

Danach geht es unter der Führung der Freiwilligen Feuerwehr Drennhausen, mit Einsatzwagen und dem Spielmannszug, in einer langen Prozession voller Lichter über den Deich und die Elbuferstraße bis zum Gerätehaus. „Ich habe es nicht gezählt, aber das müssen über 100 Leute gewesen sein!“, freut sich Pastor Stahlmann über die große Resonanz.

Am Gerätehaus klingt der Abend mit Punsch und Bockwurst zum Aufwärmen aus. Dabei freuten sich die Kinder besonders: Die Elbmarsch-Kirchengemeinde übernahm komplett die Kosten für ihre Würstchen. „Wir wollten, dass keine Familie anfangen muss zu rechnen, ob sie sich die Stärkung nach dem Laternenumzug leisten kann“, begründet Stahlmann den Schritt. „Egal ob ukrainisch oder deutsch - Kirche ist für alle da.“

Die Idee, sich mit mehreren Familien dem Umzug in Drennhausen anzuschließen und gemeinsam Laterne zu laufen, entstand aus Yuliia Sierhieievas Tätigkeit für den Kirchenkreis Winsen, für die sie laufend im Blick behält, welche Unterstützung den ukrainischen Familien vor Ort gerade helfen könnte.

„Die ukrainischen Familien haben sich vor allem eine kleine Auszeit für ihre Kinder gewünscht. Sie freuen sich immer, kulturelle deutsche Traditionen kennenzulernen“, sagt Sierhieieva. „Einfach mal rauskommen, etwas anderes als das alltägliche Sorgen um Verwandte in der Heimat. Ich glaube, der Abend hat vielen Menschen mal gut getan.“ Georg Stahlmann zieht, auch im Namen des Kirchenvorstands, ein positives Resüme: „Solche Aktionen sind einfach schön: Den Menschen ab und an kleine Laternen voller Zuversicht für diese dunkle Zeit in die Hand geben. Damit wir da alle gut durchkommen.“