Kinder trauern anders

31. März 2022

Zu einem Abend mit Autorin Ayse Bosse hatte der Ambulante Hospizdienst Winsen Ende März eingeladen. Viele ehrenamtliche Mitarbeitende, Erzieherinnen und Lehrerinnen sowie zahlreiche Interessierte erschienen, so dass der Gemeindesaal von St. Marien sehr gut gefüllt war. Lebendig, humorvoll und inspirierend schilderte Ayse Bosse Momente aus ihrer Arbeit als Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche und stellte Teile aus ihren Büchern „Weil du mir so fehlst“, „Einfach so weg“ und „Ganz schön traurig“ vor. Ihre wichtigste Botschaft: Wenn Kinder trauern, gibt es kein Richtig oder Falsch. Selbst wenn ein Kind einen Zombie-Witz über den verstorbenen Opa mache, sei das Teil der Verarbeitung und erfülle seinen Zweck – nämlich den des Selbstschutzes, weil das Kind gerade keine weitere Traurigkeit mehr verarbeiten könne und dann schon mal albern sei. Sie beobachte immer wieder, wie schnell Kinder zwischen intensiven Gefühlen hin- und herwechseln könnten, was für Erwachsene häufig schwer nachzuvollziehen sei, sagte Ayse Bosse. Vor allem aber bestehe Trauer aus ganz vielen unterschiedlichen Gefühlen. „Besonders gefreut habe ich mich, dass so viele unterschiedliche Menschen hier waren, die für ihre Arbeit oder für den Umgang mit trauernden Kindern und Jugendlichen etwas mitnehmen wollten“, sagt Andrea Kenne, Koordinatorin beim Hospizdienst. „Mich hat beeindruckt, mit welcher Ungezwungenheit und Leichtigkeit Ayse Bosse von ihrer Arbeit berichtet.“ 

Auch Superintendent Christian Berndt war sehr angetan von der Veranstaltung: „Ich freue mich, dass so viele Menschen dabei waren. Niemand sollte sich scheuen, für sich oder für Angehörigen bei einer Begleitung die Unterstützung des Hospizdienstes in Anspruch zu nehmen. Der Kirchenkreis unterstützt die wichtige Arbeit des Hospizdienstes im Kinder- und Jugendbereich finanziell. Jede Spende in diesem Bereich ist wertvoll.“

Andrea Kenne ergänzt: „Sehr ermutigend für die eigene Arbeit fand ich ihre Schilderung eines Jugendlichen, der auf sie gewirkt hatte, als hätte er bei ihrem Trauerworkshop zwei Tage lang nur unbeteiligt dagesessen, um kurz vor Kursende aber einen ganz emotionalen, gereimten Brief an seinen verstorbenen Verwandten zu schreiben. Es ist gut, sich bei der Trauerbegleitung daran zu erinnern, dass vieles, was wir tun und sagen, nicht unbedingt sofort einen sichtbaren Effekt haben muss.“