Das Wort zum Sonntag von Superintendent Christian Berndt

31. Oktober 2021

Freedom Day

Mitte September forderten prominente Menschen in Deutschland, Ende Oktober müsse „freedom day“ sein. Deutschland solle sich England als Vorbild nehmen.

Vor gut 100 Tagen haben Menschen in England ausgelassen den „freedom day“ gefeiert. Mit ausschweifenden Partys begossen sie das Ende der Coronamaßnahmen auf der Insel.

Von der Euphorie am 19 Juli ist heute nichts mehr übrig. In England liegt die 7-Tage-Inzidenz bei fast 500. Gut 50.000 Menschen infizieren sich jeden Tag, und täglich werden Duzende Corona-Tote gemeldet. Mediziner in England kritisieren offen, dass die Regierung fahrlässig handle.

Ich selbst finde es sehr angemessen, dass wir in Deutschland weiterhin vorsichtig sind. Verantwortliche in Kirchengemeinden besprechen in diesen Tagen, wie sie Weihnachten feiern wollen. Über die Feiertage wird es wieder ein buntes Angebot geben. Und ein sehr verantwortungsvolles: Gottesdienste draußen – egal bei welchem Wetter, Gottesdienste drinnen – mit Abstand, und auch Gottesdienste unter 2G, die nicht allen offenstehen werden, dafür jedoch mehr Menschen erreichen.

Wir feiern unsere Feste – aber in Verantwortung füreinander.

Und trotz allem feiere ich Ende Oktober „freedom day“. Seit Jahren tun wir das. Am Sonntag ist Reformationstag. Mit vielen, ganz unterschiedlichen Angeboten begehen wir in den Kirchengemeinden diesen Festtag: Von festlichen Gottesdiensten mit viel Musik, über einen abendlichen Wärmflaschengottesdienst bis hin zu nächtlichen Grusel-Kirchen-Geschichten. Wir evangelischen Christinnen und Christen feiern unseren „freedom day“: Vor 504 Jahren schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür in Wittenberg. Der äußere Beginn der Reformation.

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit.“ So beginnt der Predigttext für den Reformationstag aus dem Brief des Paulus an die Galater. Martin Luther hat dies in seinem Wirken durchbuchstabiert: Christlicher Glaube tröstet, macht zuversichtlich, mutig und fröhlich. Oder wie Hans Dieter Hüsch es formulierte: „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.“

Einen gesegneten Reformationstag wünscht Ihnen Ihr Christian Berndt 

Superintendent des Kirchenkreises Winsen (Luhe)

 


 - Das "Wort zum Sonntag" erschien in der Ausgabe des Winsener Anzeigers vom 30./31.10.2021 -